Gestaltinstitut Münster

Das Symptom als Sprache

Die Gestalttherapie orientiert sich - anders als andere Verfahren - in erster Linie am Ist-Zustand und dem darin enthaltenen Potential an Information und Kontakt-Möglichkeiten.
Daraus ergibt sich ein anderer Weg für die Klienten als der lösungsorientierte „hier bin ich und da gehe ich hin“ ; Vielmehr entstehen vielfältige Veränderungen wie
von selbst durch den „Weg durch das Symptom“. Oft reichen diese Veränderungen um Einiges über die vorher denkbaren Ziele hinaus oder sie umfassen vorher nicht erwartete Bereiche.
Lösungsorientiertheit geht davon aus, dass alle das Symptom betreffenden Informationen und die sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten bereits bekannt sind.
Aus dem Blick von Gestalttherapeuten ist ein Symptom eher ein verschlossener Schatz, den es zu heben, zu öffnen und zu erschließen gilt.

 

»Für mich ist entscheidend in der Gestalttherapie, dass ich zunächst einmal mit Respekt und Interesse betrachtet werde, statt für krank erklärt zu werden«
Frank V., Fortbildungsteilnehmer

Beispiel: Depressionen - es handelt sich hierbei um eine selbstschädigende Reaktionsweise des Organismus. In der gestalttherapeutischen Herangehensweise nehmen wir also an, es gäbe einen Grund, aus dem heraus der Organismus es für sinnvoller erachtet hat, die vorhandenen Impulse gegen sich selbst zu lenken, als etwas anderes zu tun.

Da dieser Grund zunächst unbekannt ist, kann nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass er falsch ist und keine innere Logik enthält, bloß weil er Schmerz verursacht.

Betrachten wir jetzt den Organismus und seine Reaktionsweisen zunächst mit Respekt und dem Wissen um unsere mögliche Unwissenheit, so führt uns der Weg zur Lösung zunächst in das Symptom hinein, um seine Sprache zu entschlüsseln.
Die Erfahrung zeigt, dass es hier in den meisten Fällen um die Themen Aggression und Kontakt geht.
Das innere Verbot, Aggression zu fühlen und / oder zu äußern, führte zur Umlenkung des ursprünglich nach außen gerichteten Impulses. Die ganze Wucht oft jahrelang zurückgehaltener Wut richtet sich dann gegen die eigene Person und ihre Ausdrucksmöglichkeiten.
Oft hat dieser Mensch überaus nachvollziehbare Gründe, das Fühlen bzw. den Ausdruck von Aggression für gefährlich gehalten zu haben. Gefährlich genug, um in Vermeidung der Gefahr seine Lebensfreude zum Teil völlig zu opfern.

Diese Gründe liegen allerdings häufig nicht in der Gegenwart. Deshalb erscheint die Reaktionsweise von Außen betrachtet als unverhältnismäßig.

 

Verfolgen wir jedoch in respektvoller Haltung die auftauchenden Gefühle und ihre Sprach sozusagen "nach Innen", so liegen ihnen oft als existentell erlebte Situationen zugrunde.

 

Diese Situationen zu erinnern, zu fühlen, auszudrücken und anschließend BEHUTSAM in einen erwachsenen Kontext zu bringen, führt in den meisten Fällen zu einer sehr deutlichen Erweiterung der Reaktionsmöglichkeiten des Organismus, häufig ohne Verhaltensprogramme befolgen zu müssen.

 

Das heißt : Die Veränderung geschieht "von selbst" und braucht nicht bewusst wahrgenommen oder kontrolliert zu werden.

 

Oft wird erst in der Rückschau nach Monaten festgestellt, dass früher wichtige Themen "keine Bedeutung mehr haben".